Inhalt: Der in Liebesabenteuern erfahrene verheiratete Bankangestellte Dmitri Gurow geht im Badeort Jalta eine, wie er glaubt, flüchtige Affäre mit einer jungen Beamtengattin, der stets mit ihrem Hündchen promenierenden Anna Sergejewna Dideritz, ein. Unerwartet für ihn bleibt Anna ihm nach seiner Rückkehr nach Moskau im Gedächtnis. Er fährt zu ihr in die Provinz und trifft Anna am Abend bei einer Opernpremiere. In der Pause erklärt Gurow Anna seine Liebe. Von nun reist Anna »alle zwei, drei Monate« nach Moskau zu Treffen mit Gurow in einem Hotel der Stadt. Die Erzählung schließt mit den Überlegungen des Paars, sich eine gemeinsame Zukunft aufzubauen. Aufbau: Die Ehebruch-Geschichte wird, anders als die der Anna Karenina (1877) von Lew N. R Tolstoi, nicht zu einem Schluss geführt; sie endet mit einem Ausblick auf die »größten Schwierigkeiten und Komplikationen«, die noch vor den Liebenden liegen. Die irritierende Unabgeschlossenheit der äußeren Handlung lässt die Erzählung rätselhaft erscheinen. Ein wichtiges Strukturmerkmal der Geschichte bildet die innere Handlung, die vor allem anhand des männlichen Helden dargestellt wird: Das »Interessante«, »Poetische«, »Schöne«, das es in seiner Beziehung zu Anna gibt, begründet für ihn ein zweites, heimliches, sinnhaftes Leben neben dem alltäglichen, trivialen. Reales Bild für diese Sphäre des Wesentlichen ist das nach dem ersten Liebeserlebnis wahrgenommene Meer. Gurov kommt der Gedanke, dass »im Grunde genommen alles schön war auf dieser Welt, außer dem, was wir selber denken und tun, wenn wir den höheren Sinn des Daseins und unsere eigene Menschenwürde vergessen«. Die gesellschaftliche Meinung, lange Zeit präsent in den Selbstvorwürfen Annas, tritt in den Hintergrund. Die zwei Leben sind nicht länger durch die Heimlickeit der außerehelichen Beziehung bedingt, sondern erscheinen als einander ausschließende Existenzformen. Das offene Ende lässt dieses Absolute, das »neue, wunderschöne Leben«, noch im Bereich des Möglichen, wirft aber zugleich ein skeptisches Licht auf die Bedingungen seiner Realisierung.
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